Das schlechte Wetter hatte uns heute nach drinnen gezogen, doch der Tag war deswegen keineswegs weniger spannend. Im Gegenteil: Gerade weil wir mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbrachten, bot sich die Gelegenheit, inhaltlich tiefer einzusteigen und Themen zu diskutieren, die uns als junge Menschen bewegen.

Der Vormittag begann mit Team- und Bewegungsspielen, die auf den ersten Blick vielleicht nach lockerer Abwechslung aussahen, aber eine wichtige Funktion erfüllten. Sie erinnerten uns daran, dass Demokratie und Zusammenarbeit nicht einfach abstrakte Begriffe sind, sondern im Alltag gelebt werden müssen. Wer in einer Gruppe Erfolg haben will, muss sich absprechen, Rücksicht nehmen und auch mal Kompromisse eingehen.

Daran knüpften die anschließenden Workshops an. Hier stand die Auseinandersetzung mit Demokratie, den europäischen Systemen und der Frage im Mittelpunkt, was Europa für junge Menschen in Deutschland und Island bedeutet. Schnell wurde klar, dass wir in sehr unterschiedlichen Kontexten aufwachsen: Während viele von uns in Deutschland mit einem fast selbstverständlichen EU-Alltag leben – mit offenen Grenzen, Erasmus-Programmen und europäischem Austausch – spielt Europa für unsere isländischen Partnerinnen und Partner eine andere Rolle. Island ist zwar eng mit Europa verbunden, aber kein Mitglied der EU. Entsprechend ging es in den Diskussionen auch um Fragen wie: Was bedeutet europäische Identität ohne EU-Mitgliedschaft? Und was verbindet uns trotzdem?

Es war spannend zu sehen, wie sich aus diesen Fragen schnell ein lebhafter Austausch entwickelte. Für die einen war Europa vor allem ein Raum der Freiheit und Mobilität, für die anderen mehr ein kultureller und wirtschaftlicher Bezugspunkt. Gemeinsam erkannten wir aber, dass es am Ende weniger um Institutionen geht, sondern darum, ob junge Menschen eine Stimme haben und ihre Zukunft mitgestalten können.

In der Mittagspause nutzten einige die Gelegenheit, trotz des Regens nach draußen zu gehen. Ziel war der Leuchtturm an der Südküste, einer von vier Türmen in dieser Region. Früher war er ein wichtiger Orientierungspunkt für Fischer, heute ist er nicht mehr aktiv, aber ein beliebtes Ziel für Wanderer. Der Weg dorthin war nicht nur eine kleine körperliche Herausforderung, sondern auch eine Reise in die Geschichte Islands. Unterwegs sprachen wir über die zentrale Rolle der Fischerei für das Land. Lange Zeit war sie der entscheidende Wirtschaftszweig, der Wohlstand brachte und das Überleben sicherte. damit ist Fischerei wiederum ist eng mit Fragen der Nachhaltigkeit und europäischer Politik verbunden: Wer darf wie viele Fische fangen, und was bedeutet das für ein Land, das unterandern deswegen noch nicht Teil der EU ist?

Am Nachmittag folgte ein Block der Selbstreflexion. Wir hielten inne, sammelten Eindrücke der vergangenen Tage und formulierten, was wir bereits gelernt hatten und welche Fragen offenblieben. Dabei zeigte sich, dass viele Themen wiederkehrten: Demokratie und Teilhabe, Umweltschutz und Nachhaltigkeit, aber auch die Rolle von Jugendorganisationen in Europa. Einige von uns fragten sich: Was bedeutet es eigentlich, wenn wir als SJD – Die Falken Neukölln – hier in Island stehen und über Politik sprechen? Wir merkten, dass wir mit unserer Tradition, die eng mit der Sozialdemokratie verbunden ist, eine klare Perspektive mitbringen. Gleichzeitig war es bereichernd zu erleben, wie unsere isländischen Partner ähnliche Fragen stellen – manchmal mit anderen Schwerpunkten, aber immer mit dem gleichen Ziel: ein gutes Leben für alle jungen Menschen.

Am Abend stand dann der spielerische Teil im Mittelpunkt. Unsere isländischen Freundinnen und Freunde hatten eine große Spielerunde vorbereitet. Die Spiele waren nicht nur unterhaltsam, sondern auch ein Spiegel der Kreativität und Offenheit, die diesen Austausch prägen. Beim Spielen verschwanden Sprachbarrieren, und es zeigte sich einmal mehr, dass Gemeinschaft oft dort entsteht, wo Menschen einfach miteinander lachen können.

Wenn wir auf den Tag zurückblicken, sehen wir einen roten Faden: Auch wenn wir wetterbedingt drinnen bleiben mussten, waren die Themen, die uns beschäftigten, alles andere als eingeengt.


Bad weather kept us indoors today, but the day was by no means less exciting. On the contrary, the change of plans gave us the chance to dive deeper into topics that matter to us as young people.

The morning started with team and movement games. At first glance, they looked like simple activities to wake us up and bring some fun into the day. But as we played, it became clear: cooperation, trust, and compromise are not just things for the game room – they are also the foundation of democracy. Whoever wants to succeed in a group has to listen, adapt, and sometimes take a step back for the good of everyone.

This set the stage for the workshops that followed. We focused on democracy, European systems, and the question of what Europe means for young people in Germany and Iceland. It quickly became clear that our perspectives are shaped by different contexts. For many of us from Germany, the EU is part of everyday life: open borders, Erasmus exchanges, and a sense of belonging. For our Icelandic friends, Europe is more of a reference point – culturally and economically close, but without full EU membership. This raised new questions: What does European identity mean without being part of the Union? And where do we still find common ground?

At lunch, some of us braved the rain and hiked to a lighthouse on the south coast. Once one of four towers guiding the fishermen, it is no longer active today, but stands as a reminder of Iceland’s long reliance on fishing. On the way we learned how central fishing was to the country’s economy for centuries. Questions of sustainability, EU fisheries policy, and the balance between economy and ecology were suddenly not abstract, but tangible.

In the afternoon, we turned inward with a personal reflection session. We looked back on what we had already learned during the exchange and what questions still remain. Many themes kept coming up: democracy and participation, sustainability and climate, but also the role of youth organizations in Europe. For us as members of SJD – Die Falken Neukölln, it was striking to see how closely our own tradition of social democracy connects with the debates here. We stand for solidarity, equality, and participation – and we could see our Icelandic partners working towards similar goals, even if their approaches are sometimes different.

The day ended with a big game night prepared by our Icelandic friends. The games were not only fun, they also broke down language barriers and showed once again how easy it is to connect when laughter is shared.

Looking back, a clear thread runs through the day. Even though the rain kept us indoors, our discussions reached far: from democracy and Europe to fishing, from youth work to the future of our societies.

That is the power of Erasmus+: it makes Europe real, not just as an institution, but as something we build together through encounters, conversations, and friendships.

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