Antikriegstag im Zeltlager – Workshops, Diskussionen und gemeinsame Verantwortung
Heute Vormittag haben wir uns im Zeltlager intensiv mit dem Antikriegstag auseinandergesetzt. In verschiedenen Workshops stand vor allem die Frage im Mittelpunkt, wie wir zur Wiedereinführung der Wehrpflicht stehen und wie wir die aktuelle Bedrohungslage in Europa und weltweit einschätzen.
Workshops zu Wehrpflicht, Zivildienst /Soziales Pflichtjahr und Demokratie.

Im SJ- und RF-Ring haben wir uns mit folgenden Punkten beschäftigt:
Historischer Rückblick: Wie hat sich der Militärdienst seit 1871 entwickelt? Was bedeutete die Aussetzung der Wehrpflicht?
Begriffe und Konzepte: Was genau ist ein Berufssoldat? Was ist ein stehendes Heer? Was meint „Wehrpflicht“ und wie wäre ein „soziales Pflichtjahr“ einzuordnen?
Aktuelle Debatte: Das Bundeskabinett hat vor wenigen Tagen den Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung des Wehrdienstes beschlossen. Welche politischen und gesellschaftlichen Akteure diskutieren derzeit über Wehrpflicht und Alternativen? Welche Positionen vertreten Kinder- und Jugendverbände sowie der Deutsche Bundesjugendring?

Wir wollen gehört werden. Die Forderung, dass wir wegkommen müssen von dem Bild, dass junge Menschen etwas ‚zurückgeben müssen‘ und Jugend eine eigenständige Lebensphase ist, mit dem Anspruch auf Selbstbestimmung, wird breit getragen. Wir müssen bei einem so wichtigen Thema mit einbezogen werden.
Während manche die Wehrpflicht für ein Mittel zur Stärkung der Verteidigungsbereitschaft halten, sehen andere die Gefahr einer Einschränkung individueller Freiheit.

Auch die Frage, wie wir mit der Forderung eines sozialen „Pflichtjahres“ umgehen wurde diskutiert.
In den Kleingruppen wurde deutlich, wie vielschichtig die Diskussion ist. Viele unserer jungen Mitglieder äußerten ihre Angst vor Krieg und betonten, dass sie nicht in einen Krieg ziehen wollen. Gleichzeitig erkennen sie aber auch: Im Falle eines Angriffskrieges – wie dem russischen Überfall auf die Ukraine – muss ein Staat in der Lage sein, sich zu verteidigen.
Doch Verteidigung bedeutet nicht nur Schutz nach außen. Ein Staat muss sich ebenso gegen Gefahren von innen wappnen. Dazu gehören sowohl die Bedrohung der Demokratie durch antidemokratische Kräfte als auch strukturelle Versäumnisse, etwa mangelnde Investitionen in die Sozialwirtschaft – insbesondere in die Kinder- und Jugendarbeit.

Für uns ist klar: wir überlassen die Diskussion nicht „den Anderen“, denn als junge Generation tragen wir mit Verantwortung darüber wie sich die politische Diskussion und die Auswirkungen auf uns ausüben. Wir möchten aktiv daran teilhaben und nicht über uns Fremdbestimmen lassen.
„Plötzlich“ wird ein Thema gesellschaftlich diskutiert, bei dem Jugendliche kaum Mitbestimmungsmöglichkeiten haben. Gleichzeitig wird jedoch ausdrücklich über Alternativen nachgedacht. Friedenspolitik und Friedensgespräche stoßen dort an ihre Grenzen, wo Aggressoren Demokratie und Freiheit bedrohen.
Dennoch erleben viele Jugendliche, dass in Deutschland nicht alles reibungslos läuft. Sie fühlen sich vom Staat zunehmend allein gelassen – etwa dann, wenn im Rahmen der Haushaltsdebatten Kürzungen bei Kinder- und Jugendarbeit im Raum stehen.
Trotz dieser Kritikpunkte halten sie an einer wichtigen Erkenntnis fest: Eine Demokratie muss sowohl nach außen als auch nach innen wehrhaft bleiben, um ihre Werte zu schützen.


Literatur und Lieder als Spiegel der Geschichte
Ein weiterer wichtiger Teil des Vormittags war die Auseinandersetzung mit Literatur und Liedern, die den Kampf um Frieden und Freiheit in den jeweiligen historischen Kontexten widerspiegeln.
Wir haben Gedichte von Kurt Tucholsky „Der Graben“ , Bertolt Brecht und Erich Kästner „Kennst du das Land wo die Kanonen blühen?“ gelesen und kurz analysiert. Dabei wurde deutlich, wie sehr sich die Autoren mit Krieg, Unterdrückung und der Verantwortung des Einzelnen auseinandergesetzt haben.
Außerdem haben wir gemeinsam in unser eigenes Liederbuch geschaut. Viele Lieder nehmen immer wieder Bezug darauf, dass es in Zeiten der Bedrohung nicht nur darum geht, Frieden zu bewahren, sondern auch wehrhaft zu sein, wenn Freiheit auf dem Spiel steht. Wo es Krieg gibt kann keine Freiheit gedeihen. „Wehrhaft“ bedeutete dabei in jedem historischen Zusammenhang etwas anderes – manchmal den Widerstand gegen Diktaturen, manchmal das Engagement für Solidarität und Demokratie.
Als Beispiel haben wir das Lied „Spaniens Himmel“ hinzugezogen, das den Spanischen Bürgerkrieg thematisiert. Es wurde auch auf weitere historische Bezüge hingewiesen – etwa die Kämpfe und Revolutionen in Chile und Nicaragua sowie die Ereignisse um die Revolution von 1848, 1918/1919 und 1989 in Deutschland.
ebenfalls befassten wir uns kurz mit der Verteidigungsrede von Ferdinand Lassalle vor dem Berliner Kriminalgericht

Diese Beispiele machten eindrücklich klar, dass die Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden nicht losgelöst voneinander betrachtet werden kann, sondern weltweit, historisch und aktuell miteinander verwoben ist.

Zum Abschluss des Tages haben wir ein schönes Video mit allen gedreht, und noch eine Überraschung für euch. Aber wir haben aktuell ein Internetproblem und können diese Unmengen an Daten hier nicht hochladen. Wir arbeiten dran.:)
bis morgen Eure Falken Neukölln

2 Kommentare

  1. Liebe Falken Freunde*, ich freue mich sehr darüber, dass ihr mit den Kindern und Jugendlichen diese Thema bearbeitet. Für mich ist es sehr wertvoll, dass sie unabhängig von uns Eltern Rückhalt für Ängste und Sorgen finden und mit Geschichtsbewusstsein Urteilsfähigkeit entwickeln. Es ist sehr wichtig und gut, dass es diesen Raum dafür bei euch gibt und mit einer so schönen Auswahl an Liedern und Gedichten begleitet wird. Es bedeutet mir sehr viel, dass unsere Kinder bei euch dies erfahren können. 🕊☮️ 🚩

Schreibe einen Kommentar zu Anonym Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert